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1 Jahr später: Mit dem Elektroauto im Piemont.

Vor einem Jahr habe ich über meine Reise in die Cinqueterre mit dem BMW i3 berichtet. Ein Jahr später blieb ich näher an der Schweiz. Das Fazit für Eilige: Auf italienischer Seite liegt die Ladeinfrastruktur immer noch im Argen. Aber auch der BMW i3 ist nicht auf der Höhe seiner Zeit…

Die Reise von Bern nach Stresa über Montreux nach Brig über den Simplon war erstaunlich einfach. Die angepeilte Ladestation in Gampel gab spontan alles, nach 25 Minuten, einem kleinen Frühstück und Pinkelpause gings weiter. Nach 3.5 Stunden waren wirin Baveno, ein Städtchen vor Stresa, wo unser Hotel uns schon erwartete.

Bei Gelegenheit wollte ich den Wagen aufladen, da die Station im Hotel Splendid aber ausser Betrieb war, bot man mir an, kostenlos im Schwesterhotel Dino aufzuladen (800 Meter). Für mich war das absolut ok und sehr entgegenkommend, ich hatte ja auch Zeit.

In dieser sind mir aber auch einige Dinge am i3 aufgefallen. Zum Beispiel dass die App keine aktuellen Werte (wie z.B. Reichweite) anzeigte. in vier Tagen nicht einmal, selbst, wenn das Handy im Auto eingesteckt wurde, wurde der der letzte Aktualisierungszeitpunkt aktualisiert, sonst nichts. Genau hier zeigt sich auch der Unterschied zwischen einem Millenniumskind wie Tesla und einem Produkt aus dem Wirtschafts-wunderzeitalter: Bei Tesla wäre das inakzeptabel. Bei BMW ist seit Jahren nur Schulterzucken zu sehen, wenn man die Mitarbeiter auf die unverlässliche App anspricht.

Lago d’Orta von San Giuliano aus.
Dies ist kein Foto eines Gemäldes, die Figuren sind echt und lebensgross.

Weiter ging es an den Lago d’Orta, einem weniger bekannten See gleich um die Ecke. Ist das ein Geheimtipp? Keine Ahnung, aber ich kenne niemanden, der schon dort war. Orta San Giulio ist eine Reise wert. Wir waren auf dem Berg und haben uns dort einige der angeblich 20 Kapellen angesehen.
Interessant: Das Navigationssystem zeigte uns einen Weg dahin an, der schon seit mindestens 5 Jahren gesperrt ist. Was mich zum nächsten Punkt führt: Das Navi ist in Italien nicht brauchbar. Dabei ist es vollkommen egal, woher die Daten stammen. BMW ist dafür verantwortlich, dass das Navi zumindest zum letzten Updatezeitpunkt aktuell war. Merken Sie was? Es geht schon wieder um digitale Kompetenz. Schulterzucken. Bei mir. Und ich nehme an auch bei BMW.

„Ladesäule“ in Italien. Eine, die funktionierte.

Dann weiter nach Varese. Im Hotel erlaubt man uns, mit 220V etwa 100km aufzuladen (dann mussten wir weiter, also am nächsten Morgen). In Novara gab es eine der gefühlten 10 Schnellladestationen im Piemont – und die funktionierte sogar. Die nächsten beiden in Vicolungo funktionierten dann natürlich wieder nicht. Nicht auszudenken was man tut, wenn man dahin fährt, weil man denkt, eine von beiden wird schon.

Schlussendlich reichte es auch so in die Schweiz, wo wir bei den Go-Fast und Ionity-Stationen jeweils in 20-25 Minuten nahezu voll luden. Mühsam war der adaptive Tempomat, der seinen Dienst oft beim Wechsel vom Tunnel ins Tageslicht (mittags, nicht abends) nicht verkraftete. Auch hier würde ich sagen, liegt das Versagen wahrscheinlich in der Software.

Die Hälfte der Ionity-Ladesäulen war natürlich mit Verbrennern zugeparkt…

Nun denn, hier zum Schluss mein Fazit: Der BMW i3 macht immer noch einen Heidenspass – Pässe und Landstrassen erst recht. Klima-Anlage war immer an und trotzdem lag die Reichweite nie unter 200km. Trotzdem würde ich mein nächstes Elektroauto bei Tesla kaufen. Nicht, weil mir die Teslas so gut gefallen – sondern weil ich in Sachen Aufladung und digitaler Elemente deutlich weniger Probleme/Mängel erwarte.
Aufladen in Italien ist – für nicht Teslafahrer – nach wie vor ein Albtraum. Unter 50 km Restreichweite wird’s zum Glückspiel. Dagegen hat sich die Ladeinfrastruktur in der Schweiz massiv verbessert – für mich mehr als nur ausreichend. Und es soll ja noch besser werden.

Reise mit dem BMW i3 Elektroauto von Bern nach Stresa, Turin, Genua, Cinque Terre, Parma und zurück.

In diesem Reisebericht geht es hauptsächlich darum, anderen Fahrern und Fahrerinnen von Elektroautos diese Gegend in Italien mit Fokus auf das Unterwegs-Sein näherzubringen.
Wem das zu lange ist, der darf hier mein Fazit schon vorab erfahren: Für unbeschwertes Reisen mit dem Elektroauto, so wie mit einem fossil angetriebenen Fahrzeug, ist es für Italien noch zu früh. Die Ladeinfrastruktur an den Autobahnen fehlt vollkommen, die Zuverlässigkeit der Funktion bestehender Ladesäulen ist eindeutig zu gering und die Anzahl und Komplexität verschiedener Systeme und Anbieter zu gross. Viel Ärger machte mir ausserdem das Navigationssystem, welches offenbar nicht für italienische Altstadt-Gässchen konzipiert wurde.

Konklusion: Wer keinen Spass an Routenplanung hat und lieber spontan mal abseits der Autobahn auf Entdeckungstour geht, möge Norditalien noch etwas Zeit geben oder ein fossil angetriebenes Fahrzeug verwenden.

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