Ehe für niemand. Oder Plädoyer für die Abschaffung des Zivilstands.

Der Text erschien am 24. April 2013 auf Politnetz und ist aufgrund der Diskussion über die «Ehe für alle» aktueller denn je.

Die Liebe ist eine wunderschöne Sache. Manchmal dauert sie ein Leben lang, manchmal nur ein paar Tage oder Wochen. Manchmal findet sie Mann und Frau, manchmal zwei Personen gleichen Geschlechts, in seltenen Fällen sogar mehr als zwei Personen.

Im sogenannten Normalfall wird dann irgendwann geheiratet. Einmal in der Kirche oder einem ähnlichen religiösen Bauwerk, einmal im Standesamt. Und dann geht eigentlich der absolute Wahnsinn los. Namen ändern, kombinieren, panschieren oder nicht? Papiere umschreiben, Dokumente ändern, Ausweise anpassen. Steuererklärung enträtseln usw.

Vielleicht kommt dann das eine oder andere Kind zur Welt. Frau reduziert im Normalfall ihre Berufstätigkeit. Man kauft sich Wohneigentum. Weiter geht’s mit juristischen Formalitäten. Und dann kommt mit 50% Wahrscheinlichkeit die Scheidung. Tausende von Franken Anwaltsgebühren. Sorgerechts-Streit. Aus- bzw. Umzug. Aus einer Wohnung werden wieder zwei. Namensänderung rückgängig machen. Weiter geht’s mit Formularen, Formalitäten und Dokumentanpassungen.

Was ist heute falsch am Zivilstand „verheiratet“?

Die Institution der Ehe bzw. eingetragenen Partnerschaft ist ein Konstrukt aus vergangenen Tagen und diente der wirtschaftlichen Absicherung der Frau und der
Kinder. Der Zweck der Ehe als zivilrechtliches Konstrukt hat sich selbst aber trotz der Scheidungshürde nicht bewährt. Viele Paare und Familien gehen heute
durch dieses Tal der Scheidung, obwohl es dornig ist.

In der „Hochzeit“, also der Phase, in der alles durch Liebe und Respekt geprägt ist, funktioniert das hervorragend. Allerdings wird für die „Tiefzeit“ nicht vorgesorgt. Scheidung ist nicht versicherbar. Im Gegenteil, da werden Sicherheiten wie Beruf und Karriere aufgegeben, Weiterbildung vernachlässigt, finanzielle Risiken werden eingegangen, obwohl heutzutage jede Person weiss, dass die Eintretenswahrscheinlichkeit bei 2:1 liegt. Kein anderes lebensveränderndes Risiko (ausser dem Tod) hat eine so grosse Eintretenswahrscheinlichkeit. Würde jeder 2. bei einer bestimmten Sportart einen Unfall erleiden, bei welchem er verletzt wird, würde dieser Sport verboten – nicht zu Letzt aus volkswirtschaftlichen Gründen.

Schaffen wir doch einfach den Zivilstand ab. Verheiratet ist die Grundbedingung für die Erreichung der anderen drei wichtigsten Zustände: getrennt, geschieden, verwittwet. Wir brauchen keinen Zivilstand.

Welche Probleme löst die Abschaffung des Zivilstands?

  • Keine Steuer- und Rentenungleichheit zwischen Einzelpersonen und Paaren
  • Enorme Entlastung von Papierkram, Gebühren und Verwaltungsaufwand, Namenswechsel etc.
  • Entlastung von Gerichten, zumindest bei kinderlosen Paaren
  • Frauen würden sich 2x überlegen, ob sie bei Ausbildung, Job & Karriere zurückstecken wollen
  • Keine Scheinehen mehr, Familiennachzug nur für Kinder möglich (das dürfte die Rechte freuen)
  • Automatische rechtliche Gleichstellung sämtlicher Partnerschaftsformen

Welche Probleme müssten gelöst werden?

  • Die Erbfolgen müssten angepasst werden: 1. Kinder, 2. Eltern und Geschwister, 3. Testament
  • Patientenverfügungen und ähnliche Fälle: PartnerInnen hätten ohne schriftliche Verfügung kein Mitspracherecht
  • Kinder: Vater und Mutter müssen immer separat anerkannt werden. Im Zweifelsfall DNA-Test.
  • Neutarierung der AHV, da Paarrenten wegfallen
  • Arbeitslosigkeit bei Scheidungsanwälten und der ganzen Scheidungsindustrie

Was ändert sich nicht?

  • Heiraten in der Kirche (oder wo auch immer) ist nach wie vor möglich, und den Ring am Finger darf man sich nach wie vor anstecken.
  • Die Sorgepflicht um die Kinder

Fazit: Die Abschaffung des Zivilstands schafft nicht nur echte Gleichheit zwischen allen Menschen und Partnerschaftsformen, sie ermöglicht einen massiven Bürokratieabbau, entlastet die Gerichte und bringt eine Vereinfachung beim Sorgerecht der Kinder. Sie trägt der hohen Ausbildung und Selbständigkeit der Frauen Rechnung und bewahrt Paare vor dem Glauben ans ewige Glück und Sicherheit, von dem jedes 2. Paar enttäuscht wird.
Der heilige Bund der Ehe bleibt für die, die es wollen, heilig. Heilig ist kein juristischer Status.

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