Knete und Kreta. Warum es hier so schön ist und Geld trotzdem eine Rolle spielt. 

Ich war noch nie in Griechenland. Warum kann ich jetzt auch nicht sagen, es hat sich nie ergeben. Gestern sind wir in Kreta gelandet.


Aus den bisherigen Begegnungen mit Griechinnen und Griechen kann ich nur Positives berichten. Alle sprachen englisch und manchmal sogar deutsch, egal, welchen Alters sie waren. Freundlich, hilfsbereit, fröhlich, zu einem Spruch aufgelegt. Das Hotel in dem wir waren ist brandneu und alles, was wichtig ist, funktioniert, ist sauber, ist vorhanden. Das Klima ist natürlich eine wahre Freude, es ist feuchtheiss, das Meer warm, das Bier kalt, das Essen reichlich und alles zu annehmbaren Preisen. Nur Berlin ist billiger.


Beklagenswert ist die Infrastruktur. Leitungen verlaufen wie in den USA oberirdisch, überall stehen Masten und Kabel spannen sich vor jede Aussicht. Die Strassen sind relativ schlecht, die Strassenränder noch viel mehr. Sobald man von der Hauptstrasse abbiegt, offenbart sich die Krise. Überall Bauruinen, halbfertige oder halbverfallene Häuser, viel Unrat.

Das passt nicht zu den Leuten hier, weder zu den Jungen, die durchaus kosmopolitisch und im 21. Jahrhundert zu Hause sind, noch zu deren Eltern, welche ebenfalls kaum von unseren Eltern in Mitteleuropa zu unterscheiden sind. Woher kommt die Misere, warum ist es hier so, wie es ist? Ich bin sicher kein Experte, mein Bauchgefühl sagt mir aber, dass hier wiedermal Leute etwas ausbaden, was ganz andere angestellt haben. Grosskapitalisten, Banker, Politiker, Spekulanten. Und ganz bestimmt steckt da jede Menge Korruption dahinter. Sagt mein Bauch.

Wenn Griechenland so ist, wie unser Städtchen hier in Kreta, dann wird es viele Jahrzehnte dauern, bis das Land dort steht, wo sich heute südfranzösiche Städtchen befinden. Oder Nordspanische. Wo die Infrastruktur modern und sicher ist, die Häuser stabil, wetterfest und behaglich, die Arbeit den Willigen zugänglich und existenzsichernd ist.

Wahrscheinlich ist die griechische Seele nicht mit den gleichen Tugenden ausgestattet wie die der Mitteleuropäer, dafür aber mit ganz anderen. Es wäre zu wünschen, dass die gesellschaftlichen und politischen Strukturen so werden, dass es sich für Europa lohnt, in Griechenland zu investieren. Geld alleine genügt, denn sonst können wir wohl vom griechischen Savoir-Vivre mehr lernen als sie von unserem Lebensstil.

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