5 Jahre Tesla Model 3

Ich werde immer mal wieder gefragt, wie zufrieden ich mit meinem Model 3 bin, welches ich seit 5 Jahren fahre.

((Vorbemerkung: Ich schreibe dies bei 4.5 Jahre Haltedauer und 140K km – ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass in 6 Monaten das hier so immer noch stimmt))

Hier ein paar Basisdaten zu meinem Model 3 per März 2024:

  • Tesla Model 3 Long Range Allrad März 2019
  • 150’000 km also 30’000 km/Jahr
  • mit FSD (Full Self Driving Potential)
  • 440 PS
  • Reichweite 2019 neu knapp über 500 km (im Sommer gefahren, nicht WLTP sondern im echten Leben), heute 450 km (im Winter 350 km)
  • Neupreis rund 60’000 CHF

The Good:

Ich hatte mit dem Model keine Basis-Probleme. Das Auto fährt immer, ist zuverlässig und tut was es soll: Es fährt.

  • Über die Zeit sind mir kaum Dinge aufgefallen, die klapperten, (Wind-)Geräusche die nicht schon am Anfang da waren oder Dinge, die kaputt gingen, mit Ausnahme der Querlenker, die zweimal getauscht wurden – einmal auf Garantie, einmal danach – Kosten knapp unter CHF 300.
  • Ich war noch nie im Service. Weder Bremsen, Bremsflüssigkeit noch sonst irgend welche Servicearbeiten waren bisher nötig. Jetzt mit 150K km werde ich es aber machen.
  • Ausgetauscht habe ich die Klimaanlagenluftfilter 3x, die Scheibenwischer 2x, die Reifen alle 25’000 km, also total 5x. Die Felgen habe ich jetzt ersetzt weil ich zu oft unvorsichtig geparkt habe.
  • Alles in allem war das Auto bis jetzt relativ günstig. Benzin hätte mich pro Jahr min. ca. 3600 gekostet, der Strom zu Hause hat mich nur 1/3 davon gekostet. Die Installation der Wallbox und deren Anschaffung haben mich nicht ganz um 2000 CHF erleichtert, ich habe also schon im 1. Jahr die Treibstoffkosten vollständig amortisiert
  • Die Tesla App ist richtig gut. M.E. gibt es da nichts besseres.
  • Mein Auto hat kein AVAS. Das finde ich sehr gut. Elektromobilität sollte so leise wie möglich sein. Ich habe Augen und eine Bremse.
  • Da ich eine enge Garage (1950er) habe, ist das automatische Einklappen der Spiegel für mich essenziell. Und es funktioniert tadellos.
  • Die Sitze sind immer noch fast wie neu und nach wie vor komfortabel
  • Supercharger waren ja bis 2022 exklusiv für Teslas und mein Hauptgrund für meinen Umstieg auf Tesla. Supercharger funktionieren immer, sind überall, komfortabel und günstig im Vergleich mit anderen Ladenetzwerken. Ladeplanung ist für Langstrecken gut.
  • Der Frunk – für Elektroautos ein Muss (Kabel für öffentliches Langsamladen).
  • Dank Homebridge kann ich einige Dinge durch Siri erledigen lassen.

The Bad:

Mein Tesla war 2019 ein phantastisches Auto, leider sind über die Jahre durch div. Updates viele Dinge verkrüppelt worden. Hier mal eine Liste aller Dinge, die nicht oder nicht mehr gut sind.

  • Die Fernsteuerung per Handy geht nicht mehr (Summon) – jaja, die Vorschriften…
  • Autoparken geht nicht mehr bzw. ist so schlecht, dass es unbrauchbar geworden ist
  • Die Sensoren und das Radar wurden per Software deaktiviert (Vision only) – das hat div. kleinere Konsequenzen (Autopilot Geschwindigkeit, autom. Parken etc.)
  • Man kann den Scheibenwischer bei aktiviertem Tempomat (aka Autopilot) nicht ausschalten, was z.T. zu doofen Situationen führt, denn mein Auto wusste bzw. weiss eigentlich nie, wie fest es gerade regnet bzw. wie schnell der Scheibenwischer wischen sollte. Der Regensensor funktioniert nicht gut. Das Fernlicht ist auch so eine Geschichte.
  • Die Tempolimiterkennung funktionierte noch nie gut und ist bis heute ein ungelöstes Problem, aber nur bei Tesla. Die Verbindung zwischen effektivem Tempo und Tempolimiterkennung ist seltsam und unergründlich.
  • Das Auto ist im Innenraum relativ laut (soll beim 2023er viel besser sein)
  • FSD wurde entgegen der Versprechungen nie verbessert und ist nur auf wenig-befahrenen Autobahnen einigermassen brauchbar. Das selbständige Ab- und Auffahren wurde deaktiviert, hat bei mir aber nie zuverlässig funktioniert.
  • Ich hatte sowohl im Autopilot- als auch im FSD-Modus brenzlige Situationen, die böse hätten ausgehen können – und die es ohne diese Modi noch gegeben hätte.
  • Ich habe oft nach einem Grenzübertritt für 30 km kein Signal für Verkehrsaufkommen oder Satellitenkarten
  • Das einzige, was sich m.E. seit 2019 spürbar verbessert hat sind die Anzahl der Geisterbremsungen mit dem Autopiloten. Ausser es hat Fahrradfahrer auf dem Radstreifen – dann hat mein Tesla Panik und bimmelt und bremst wie blöd.
  • Ladeverluste im Wächtermodus sind beträchtlich, schnell mal mehr als 5% pro Nacht. Unterwegs überlegt man sich das und zu Hause brauche ich es nicht. Und die Alarmanlage produzierte bisher nur falsche Alarme. Besonders für Insassen ein echtes Trauma (ja, ich kenne inzwischen den Workaround).
  • Die Degradation der Batterie ist jetzt auf 90%. Das ist zwar nicht tragisch, aber trotzdem grösser als erwartet. Ich gehe aber davon aus, dass es von jetzt an nicht mehr so schnell runter geht. Davon hat 2019 noch niemand gesprochen.
  • Das Navi ist anscheinend eines der besten – sagen andere. Mag sein, ich finde es immer noch schlecht. Dass es bei Abzweigungen und Kreiseln nicht reinzoomt, damit man sieht ob man die 2. oder 3. Ausfahrt von 6 nehmen soll, leuchtet mir einfach nicht ein. Offenbar kann das sogar der Nissan Leaf besser. Und dass die Kartendaten schlecht seien, habe ich auch schon öfters gelesen.
  • Handschuhfach ausschliesslich per Bildschirmmenü öffnen zu können ist ein Witz.
  • Warum gibt es beim Autopiloten keinen dynamisch berechneten Abstand zum Vordermann?
  • Neue Features wie Seitenkamera beim Blinken oder Selbstabschaltung des Blinkers funktionieren nicht gut bzw. haben mir noch nie etwas gebracht.
  • Sprachbefehle funktionieren eher schlecht bis gar nicht.

The Ugly:

  • Mein Auto bzw. die Software ist buggy – wie jede Software. Doch Tesla verspricht hundert Features, aber viele funktionieren nicht, nicht gut oder nicht richtig. Oder sind kindisch.
  • Nur einen Bildschirm in der Mitte zu haben ist Mist. Ich dachte, ich gewöhne mich dran, aber ein Head-up-Display oder ein echtes Cockpit hinter dem Steuerrad sind für mich ganz oben auf meiner Muss-Liste für mein nächstes Auto.
  • FSD – ich muss es nochmals erwähnen – ist für damals 6000 CHF ist bis heute absolut nutzlos, um nicht zu sagen, gefährlich.
  • Durch die Preispolitik von Tesla ist der Gebrauchtwagenwert für mein Model 3 überdurchschnittlich gefallen. Das ist bei Elektronik so üblich, bei Autos ist das neu.

Fazit:

  • Wir hatten nie Reichweitenangst. Wir sind auch schon 3x mit 0% zu Hause angekommen, nach dem 1. Mal wussten wir, dass da noch Reserve drin ist. Wir hatten auch nie Probleme am Supercharger. Elektromobilität funktioniert.
  • Unser Model 3 hat uns immer zuverlässig von A nach B gebracht. Das ist schon viel Wert, ich kann das nicht von jedem Auto behaupten, das ich besessen hatte.
  • Das Beschleunigen, die Power dieses Autos ist eine Wucht. Aber auch das One-Pedal-Fahren und die Rekuperation sind prima. Alles in allem finde ich das Fahrgefühl tadellos.
  • Die „Komfortfunktionen“ angefangen beim Autopiloten, dem FSD, Spurhalteassistent, Regensensor etc. etc. etc. sind mittelmässig bis schlecht. Ich habe die Hoffnung aufgegeben, dass das irgendwann mal besser oder sogar gut wird. Entgegen der landläufigen Meinung finde ich: Hardware gut, Software schlecht.
  • Dafür ist die App interessanterweise dann wieder gut und zuverlässig. Ich bin nie mehr in ein zu kaltes oder zu warmes Auto eingestiegen. Dass man bei einem anderen Auto Freunde und Bekannte nicht per App freischalten kann, um das Auto zu nutzen, finde ich seltsam.
  • Die Kosten sind bisher – und vor allem verglichen mit Verbrennern – relativ tief.

Alles in allem kann ich sagen, dass es Spass gemacht hat, von Anfang an bei der breiten Elektromobilität dabei zu sein. Mein Auto gehört auch heute nicht zum alten Eisen. Und doch würde ich nicht wieder einen Tesla kaufen. Andere Hersteller bauen heute bessere Autos und vor allem bessere Software, haben bessere Konnektivität, sind innen leiser, haben HUD oder ein Cockpit und erkennen Tempolimit-Tafeln, um nur die wichtigsten Dinge zu nennen. Und sie verlangen nicht mehrere Tausender für Features, die angekündigt wurden aber nie gekommen sind.

Ein Gedanke zu „5 Jahre Tesla Model 3

  1. Vielen Dank für diesen spannenden Beitrag. Ich finde insbesondere den Punkt «Hardware top, Software naja» spannend. Wir fahren einen Polestar 2 und sind sehr zufrieden mit der Hardware und hätten uns Softwaretechnisch noch etwas mehr erwartet. Ich habe gedacht, dass Tesla hier besser aufgestellt ist.

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