Die Schweiz muss zum Auswanderungsland werden.

Die Schweiz klagt über Fachkräftemangel. Das liegt meiner Meinung nach nicht primär am schlechten Ausbildungsstand, sondern an einem Motivationsmangel. Ob berechtigt oder nicht, eine 3/4 Mehrheit der Leute träumt von Wohneigentum. Wie wäre es, wenn die Rentner (ich bin ebenfalls bald einer von denen) den Platz frei machen würden?

Leuchtturmziel Eigenheim. 
Junge Leute wissen heute zum Beispiel, dass sie es ohne Erbschaft kaum zu Wohneigentum (in vernünftiger Distanz zum Arbeitsplatz) bringen werden. Wohneigentum ist aber die erfolgreichste Anlage- und Vorsorgeform der Schweiz und bietet darüber hinaus viele attraktive Nutzen – monetärer und ideeller Natur – mit sich.

Wozu also anstrengen? Der Arbeitsalltag ist sowieso schon geprägt von uniformem Konzerndenken, Angstkultur, Bedrohung durch KI und relativ tiefen Löhnen. Diese Probleme gilt es natürlich auch anzupacken. Das soll hier aber nicht das Thema sein. 

Nur fünf Jahre für den Nestbau
Wegen des Bologna-Systems finden die meisten qualifizierten Leute mit Uni- oder Hochschulabschluss erst um die 30 ihre erste feste Anstellung zu vollem Lohn. Dann ist es aber auch schon Zeit, an eine Familiengründung zu denken, denn die biologische Uhr tickt trotz Bologna-System nicht anders. Ein vollverdienendes Paar kann bis 35 vielleicht 70’000-100’000 in die Säule 3a einzahlen – damit hat es das Eigenkapital für eine 4-Zimmer-Familienwohnung in Stadtnähe aber noch lange nicht beisammen. Und wenn die Kinder erst mal da sind, spart man auch nicht mehr so leicht. 

Keine bezahlbares Wohneigentum in Aussicht. 
Heute sind mindestens 300’000 Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen von Rentnern besetzt. Das macht für diese auch Sinn, denn nirgends in der Schweiz wohnt man billiger und besser als in einem in den 80er und 90er Jahren erworbenen Wohneigentum. Eine Mietwohnung mit halb soviel Platz und Komfort kostet monatlich schnell das Doppelte.
Für Pensionierte fehlt nicht nur der emotionale Anreiz die Behausung zu verlassen, sondern auch der Finanzielle. 

Die Zahlen:

Bemerkungen:

  • Nicht alle Pensionäre sind ü65, (freiwillig) vorzeitig Pensionierte sind in der Statistik nicht eingerechnet.
  • Es ist davon auszugehen, dass in der Realität der Anteil der im Wohneigentum lebenden Menschen ü65 effektiv einiges höher ist als in der Statistik. 
  • Die durchschnittliche Haushaltsgrösse liegt wahrscheinlich in der Realität bei Paaren ü65 tiefer als 2.2
  • Die obige Zahl von über 300’000 Wohneinheiten ist also rechnerisch das Minimum, in der Realität sind es wohl eher 400’000, vielleicht sogar noch mehr.
  • Die 300’000 Haushalte mit pensionierten Personen darin geben in der Schweizerischen Volkswirtschaft einen bestimmten Betrag aus. Egal, wie hoch dieser ist, mit grosser Wahrscheinlichkeit ist der Betrag einer Familie in der gleichen Wohneigentumseinheit grösser. Es ist eine unbestrittene Tatsache, dass ältere Menschen weniger Geld ausgeben als solche im Erwerbsleben. Eine Schwächung der Schweizer Wirtschaft fände also nicht statt, wenn viele Rentner das Land verliessen. 

Die Lösung: Rentnerexport.



60’000 Wohneinheiten werden frei. 
Wenn die Schweiz es schafft, 20% dieser pensionierten Eigenheimbewohner zum Auswandern zu bewegen, hat das positive und negative Folgen.

Vorteile:

  • freier Wohnraum für gut- und besser verdienende Familien
  • dadurch Motivation für jüngere Generation, es zu etwas bringen zu wollen
  • dadurch Leistungsansporn, eine besser bezahlte Ausbildung zu machen und/oder Vollzeit zu arbeiten
  • dieses Angebotswachstum drückt auf Wohneigentumspreise
  • Verjüngung der Gesellschaft ergibt eine dynamischere Gesellschaft
  • Entlastung des Gesundheitswesens
  • Entlastung des Mietwohnungsmarketes durch Umzug der besser verdienenden Fachkräfte in Wohneigentum – eine positive Kettenreaktion also. . 

Es gibt natürlich auch Nachteile: 

  • Verjüngung der Gesellschaft bedeutet meistens auch höhere Auslastung der Infrastruktur
  • Kolonialisierung gewisser Gebiete im angrenzenden Ausland, mit wirtschaftlich positiven und kulturell negativen Auswirkungen für die dortige Bevölkerung – wie im Tessin, aber eben im Ausland.

Mögliche Anreize für die Emigration:

  • Abschaffung der Grundstückgewinnsteuer für Auswandernde (damit sinken auch die Zielpreise für die Verkäufer, geschätzt um 10%-15%)
  • Abschaffung von steuerlicher Belastung der AHV nach Pensionsaltererreichung im Ausland, bedingungslose Auszahlung weltweit. (Im Gegenzug Abschaffung von Kinderzulagen ab 65, die nur Männern zu Gute kommt).

Flankierende Massnahmen:

  • Abschaffung von Pendlerabzügen, damit die werktätige Bevölkerung einen Umzug bei einem Stellenwechsel eher in Betracht zieht und damit die Infrastruktur entlastet. 
  • Lockerung sowohl der Eigenkapitalregel (min. 20%) bei Hypothekarvergabe durch den Bund als auch die Tragbarkeitsregel («5% Regel»)
  • Einführung eines Bausparmodells, die Säule 3a genügt dafür nicht. 

Förderung der Auswanderung
Ein Platz an der Sonne – ältere können sich an diesen Jingle einer Fernsehunterhaltungs-sendung aus Deutschland erinnern – ist der Traum vieler Seniorinnen und Senioren. Gerade der pensionierte Mittelstand hat aber grossen Respekt vor dem Auswandern. Die Gesundheits-versorgung,  fremde Sprache, andere Länder und Sitten usw. halten heute viele davon ab, den Schritt ernsthaft ins Auge zu fassen. 

Dabei ist man von Zürich aus in zweieinhalb Stunden mit dem Zug in Como am gleichnamigen See, also gleich lange wie Zürich-Nyon oder Zürich-Davos. Von Bern aus ist man in zwei Stunden in Stresa am Lago Maggiore, schneller als in St. Gallen oder fast so schnell wie in Genf. 

Es liegt im Interesse der Schweizer Volkswirtschaft, unsere Renter zu exportieren, egal ob ins Süddeutsche, Elsass, Burgund, Lombardei oder Piemont. Oder nach Spanien, Italien, Österreich oder Thailand. Wer hier als ehem. Mittelstand pensioniert wurde, lebt in diesen Ländern nicht nur viel angenehmer, sondern auch wesentlich günstiger. 

Die Unsicherheit bezgl. Gesundheitsversorgung bzw. Gesundheitswesens wäre eine Chance für die Schweizer Gesundheitskonzerne (z.B. Hirslanden und Schweizer Krankenkassen), neue Angebote im umliegenden Ausland zu schaffen.  

Rentner raus!
Aus volkswirtschaftlicher Sicht macht diese Parole – so unfreundlich sie auch klingen mag – durchaus Sinn. Aber sie bietet auch fürs umliegende Ausland und für Schweizer Rentner viele Vorteile. Durch eine Förderung der Idee durch die Medien und Unterstützung durch Bund und Kantone sowie der Wirtschaft könnte die Schweiz schon bald verjüngt sein und das Versprechen an die Nachfolgegeneration einlösen, welches sie schon lange nicht mehr halten kann: Die Schweiz ist für Familien lebenswert.


Weitere Links:

https://www.tagesanzeiger.ch/junge-wollen-ein-eigenheim-doch-die-meisten-scheitern-488273032596

https://www.1815.ch/news/schweiz/news-schweiz/wohneigentum/


Wenn Du als Leserin oder Leser bessere Zahlen kennst als ich auf die Schnelle gefunden habe, freue ich mich auf Input. Ebenso bin ich gespannt auf gleiche oder andere Meinungen.
Die Bilder wurden mit Runway.ML erstellt.

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